DIE NACHHALTIGEN ENTWICKLUNGSZIELE
DER VEREINTEN NATIONEN
Bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 25. September 2015 in New York wurden 17 nachhaltige Entwicklungsziele (mit 169 Unterzielen) verabschiedet. Die sogenannten SDGs (Sustainable Development Goals) beziehen sich gleichermaßen auf alle drei Dimensionen der Zukunftsfähigkeit: Wirtschaft, Soziales und Umwelt. Alle 193 Mitgliedsstaaten haben diesen Zielen zugestimmt. Im Gegensatz zu bisherigen Entwicklungszielen gelten sie für alle Länder, auch wenn der Schwerpunkt nach wie vor auf den Entwicklungsländern liegt. Da die Ziele bis zum Jahr 2030 erreicht sein sollen, werden sie auch als Agenda 2030 bezeichnet. Zur Umsetzung in Deutschland hat die Bundesregierung 2016 eine neue Nachhaltigkeitsstrategie verfasst, die sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen orientiert.
Das Klimahaus hat sich den Nachhaltigkeitszielen verpflichtet. Mit der Eröffnung des Ausstellungsbereichs World Future Lab, in dem wir den SDGs einen eigenen Bereich widmen, haben wir einen ersten Schritt zur Verbreitung und Umsetzung der Ziele getan. Eine Übersicht aller Ziele findest du hier. Unter den folgenden sieben Punkten erklären wir, wie wir unser Handeln im Klimahaus an den Zielen ausrichten:
Weitere Informationen zu den SDGs findest du hier.

Hochwertige Bildung
Bildung tut Not. Nach UNICEF gab es im Jahr 2016 weltweit 775 Mio. erwachsene Analphabeten, davon 66% Frauen. Rund 168 Mio. Kinder (5-14 J.), besonders Mädchen, dürfen kaum zur Schule gehen, weil sie mitverdienen müssen oder die Eltern das Schulgeld nicht aufbringen.
Deshalb ist das Ziel für alle Mädchen und Jungen bis 2030 einen kostenlosen und inklusiven Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung sicherzustellen. Eine vertiefte fachliche Bildung soll für alle erschwinglich sein, um die Anzahl der qualifizierten jungen Erwachsenen deutlich zu erhöhen. Dabei ist angestrebt bislang benachteiligte Gruppen besonders zu fördern und die Zahl der Analphabeten zu reduzieren. So will man lebenslanges Lernen speziell unterstützen. Hochwertige Bildung wird als wirksames Mittel gegen Armut und Bevölkerungswachstum gesehen.
Darüber hinaus sollen alle Lernenden die Kompetenzen erwerben, mit denen sie zur Förderung nachhaltiger Entwicklung beitragen können. Dazu gehören eine nachhaltige Lebensweise, die Anerkennung von Gleichstellung und Menschenrechten sowie die Wertschätzung kultureller Vielfalt.
Was tut das Klimahaus?
Das Klimahaus öffnet ca. 100.000 Schülern pro Jahr den Blick dafür, wie sich das eigene Handeln auf künftige Generationen oder das Leben in anderen Regionen der Welt auswirkt. Die Bildungsarbeit und –programme, sowie das jährliche Bildungsforum, sind im Einklang mit dem Konzept Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE).
Der Ausstellungsbereich World Future Lab wurde speziell zur Vermittlung von Kompetenzen für eine nachhaltige Lebensweise konzipiert und macht sichtbar, was jeder Einzelne für die globale Zukunft tun kann. Das Bildungsprogramm „Zukunftswerkstatt“ dient dabei der Vermittlung der nachhaltigen Entwicklungsziele.
Das Klimahaus ist 2016, 2018 und 2022 als außerschulischer Lernort in der höchsten Kategorie des UNESCO Weltaktionsprogramms BNE ausgezeichnet worden. Das Klimahaus beteiligt sich aktiv im Fachforum des BMBF und bei der Mitgestaltung des Nationalen Aktionsplanes. Es arbeitet außerdem aktiv im didacta Verband der Bildungswirtschaft mit.

Bezahlbare und saubere Energie
Die Höhe des Energiebedarfs und die Quelle der verbrauchten Energie bestimmen über den CO2 Ausstoß die Entwicklung des globalen Klimas.
Für den Klimaschutz und eine weltweite soziale Gerechtigkeit ist Folgendes vorgesehen: Moderne Energie soll überall und jederzeit verfügbar sowie für jeden bezahlbar sein. Der Anteil der erneuerbaren Energien aus Wind- und Wasserkraft oder Wärme- und Stromgewinnung aus Sonnenergie muss deutlich erhöht werden. Durch moderne Technologien wurde die Effizienz bei der Energiegewinnung und im Energieverbrauch von Maschinen kontinuierlich verbessert. Diese Steigerung in der Energieeffizienz soll bis 2030 verdoppelt werden.
Grundlegend für die Nachhaltigkeit sind die Weiterentwicklung und der internationale Austausch von Technologien. Soweit ärmere Länder ihre Energie noch mit fossilen Brennstoffen gewinnen müssen, wird der Einsatz von effizienten und sauberen Technologien mit Filteranlagen angestrebt.
Im Zuge der Klimagerechtigkeit ist vorgesehen, die Produktion von regenerativen Energien weltweit durch Investitionen und Förderprogramme zu unterstützen.
Was tut das Klimahaus?
Ein umfassendes Energiekonzept wurde schon in die Planung des Hauses integriert. Eine Darstellung dazu ist im Foyer zu finden. Der Strom stammt zu 100% aus erneuerbaren Quellen und Teile der Klimatechnik werden mit Fernwärme betrieben.
Die Gebäudetechnik wird unter anderem von einem Energiebeauftragten betreut und in puncto Energieeffizienz fortlaufend optimiert. Durch die Umstellung der Beleuchtung auf LED und effiziente Steuerungstechnik konnte eine erhebliche Senkung des Gas- und Stromverbrauches erreicht werden.

Verantwortungsvoller Konsum und Produktion
In jedem Jahr werden weltweit 1,3 Mrd. Tonnen Lebensmittel weggeworfen. In Deutschland sind dies 6,7 Mio. t/Jahr, umgerechnet also 82 kg pro Einwohner. Dabei sind die meisten Lebensmittel nicht verdorben, sondern sehen oft nur unappetitlich aus, oder es wurde mehr produziert als gebraucht wird. Auch die Überschreitung des aufgedruckten Mindesthaltbarkeitsdatums heißt nicht zwingend, dass ein Lebensmittel verdorben ist.
Diese weltweite Verschwendung von wertvollen Nahrungsmitteln soll auf Verbraucherebene und im Einzelhandel bis 2030 halbiert und auf Produktionsebene wie auch entlang der Lieferkette reduziert werden.
Die Freisetzung von Chemikalien oder anderen Abfällen aus der Produktion in die Umwelt soll auch im Hinblick auf die gesundheitlichen Auswirkungen für den Menschen bis 2020 erheblich verringert werden. Die Entwicklungsländer müssen bei diesem Prozess unterstützt werden. Das allgemeine Abfallaufkommen soll durch Verhaltensänderungen der Verbraucher wie das Vermeiden von Verpackungen, der Verwertung oder Wiederverwendung von Dingen generell reduziert werden.
Was tut das Klimahaus?
Im Klimahaus wird der Einkauf zentral organisiert und nachhaltig gestaltet. So nutzt die Verwaltung umweltfreundliches Recyclingpapier und setzt Maßnahmen zur Reduktion des Papierverbrauchs um. Im Jahr 2017 konnte der Papierverbrauch um 20% reduziert werden.
Das Büromaterial wird über zertifizierte Anbieter bezogen. Kaffee- und Teeprodukte stammen aus fairem Handel und sind kontrolliert biologisch angebaut. Auch bei Marketingprodukten wird auf ökologische Varianten zurück gegriffen.
Sowohl der Shop als auch die Gastronomie wurden mit einem nachhaltigen Konzept neu aufgestellt.

Massnahmen zum Klimaschutz
Nur ein Fünftel aller Staaten der Erde ist für den Ausstoß von 80% der Treibhausgase und damit für den Klimawandel hauptverantwortlich. Die Staaten Afrikas, die am meisten unter der globalen Erwärmung zu leiden haben, tragen am wenigsten zu den Emissionen bei. Das trifft auch für viele asiatische Länder oder Inselstaaten zu, die vermehrt von Überschwemmungen und dem Anstieg des Meeresspiegels betroffen sind.
So gilt es die Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit aller Länder gegenüber klimabedingten Gefahren und Naturkatastrophen zu stärken. Die Sensibilisierung der Bevölkerung und die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen soll überall integraler Bestandteil der Politik werden.
Im Sinne einer Klimagerechtigkeit sollen die entwickelten Länder in den Grünen Klimafonds der Vereinten Nationen einzahlen, der damit z.B. Frühwarnsysteme und andere Schutzmaßnahmen vor Naturkatastrophen finanziert.
Was tut das Klimahaus?
Das Klimahaus sensibilisiert die Besucher in den Ausstellungen und Bildungsprogrammen für alle Aspekte des Klimaschutzes. Zusätzlich beteiligt sich das Klimahaus am Projekt 16 Bildungszentren Klimaschutz (NKI-BMUB) und hat zur COP23 in Bonn 2017 in der Aktion „Make Climate Great Again“ Botschaften von Besucherinnen und Besuchern gesammelt und an das UN Klimasekretariat übergeben.
Der effiziente Energieeinsatz und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen im Klimahaus führen zu einem sehr geringen CO2-Ausstoß. Von 2012 bis 2017 konnte der CO2-Ausstoß zudem um 20% reduziert werden. Das Klimahaus wurde wegen dieses Erfolges vom Senator für Umwelt, Bau und Verkehr als Klimaschutzbetrieb ausgezeichnet.
Der Gasverbrauch und die Emissionen des Fuhrparks werden mit Moorzertifikaten oder Zertifikaten nach Gold-Standard kompensiert.
Das Klimahaus unterstützt ein Waldschutzprojekt in Ghana und wurde von der gemeinnützigen Gold Standard Foundation als Klimaneutral zertifiziert.

Leben unter Wasser
Alle Flüsse laufen ins Meer und so werden neben anderem Müll in jedem Jahr etwa 8 Mio. Tonnen Plastik in die Weltmeere eingetragen. Umgerechnet entspricht das 16 Supermarkttüten voller Plastikmüll auf 1 m Küstenlinie.
Um die Meeresressourcen in ihrer Artenvielfalt zu erhalten und sie nachhaltig nutzen zu können wurden folgende Ziele formuliert:
Sowohl die Verschmutzung durch Müll wie auch Gift- und Nährstoffeinträge, die zu schädlichem Algenwachstum führen, sollen erheblich verringert werden.
Zum Schutz der schalenbildenden Meerestiere und der Korallenriffe, soll die Versauerung der Meere, die durch eine Lösung des Treibhausgases CO2 in Wasser verursacht wird, minimiert werden. Sterben Riffe ab, zerfallen sie und die Wellen prallen ungebremst auf die Küsten auf.
Für die Erholung der Fischbestände sollen die Fangquoten mit Hilfe wissenschaftlich fundierter Bewirtschaftungspläne reguliert werden. Ferner will man bis 2020 zerstörerische Fangpraktiken wie z. B. das Fischen mit Sprengstoff oder Gift beenden. Gleichzeitig sollen einige Formen der Fischereisubventionen abgeschafft werden.
Was tut das Klimahaus?
Die negativen Einflüsse des Plastikmülls auf die Marinen Ökosysteme wird in der Reisestation Alaska inszeniert. In der Reisestation Samoa wird zudem auf geschädigte Korallenriffe und den Einfluss des Klimawandels hingewiesen.
Im Netzwerk des Zuchtbuchprogramms (ESB) der Europäischen Zoovereinigung züchtet das Klimahaus verschiedene stark gefährdete Meerestiere wie den Korallenkatzenhai und den Blaupunkt-Stechrochen.
Die Tiere im Klimahaus werden soweit wie möglich nachgezüchtet oder mit anderen Aquarien getauscht. Beim jährlichen Aquaristikkongress können sich Fachleute aus Industrie, Fachhandel und Wissenschaft sowie interessierte Hobby-Aquarianer und Züchter über nachhaltig betriebene Aquaristik austauschen und informieren.

Leben an Land
Intakte Wälder bilden die Lebensgrundlage für ein Viertel der Weltbevölkerung.
Doch Rodung und Brände vernichten jeden Tag eine Waldfläche, die 16.100 Fußballfeldern entspricht.
Wälder, Feuchtgebiete oder Seen sind schützenswert. Ihr spezifischer Artenreichtum soll erhalten und die Einwanderung fremder Arten verhindert werden. Dabei soll eine nachhaltige Ressourcennutzung möglich sein.
Besonders wertvoll sind die artenreichen Waldökosysteme, da sie das Klima stabilisieren. Vor allem Bäume senken den CO2 Gehalt der Atmosphäre. Tropische Regenwälder bedecken heute noch 7% der Erde, beherbergen aber > 50% der bisher bekannten Tier- und Pflanzenarten. So sollen die Entwaldung beendet und die Aufforstung weltweit beträchtlich erhöht werden. Das wirkt zudem der irreparablen Abschwemmung der Böden und einer Landverödung entgegen. Auch die Wüstenbildung soll weltweit aufgehalten werden.
Wilderei und Handel mit geschützten Arten soll verhindert werden, indem alternative Verdienstquellen geschaffen werden. Politisch soll die Bedeutung der Ökosysteme in lokale Entwicklungsstrategien mit einbezogen werden.
Was tut das Klimahaus?
Die Bedeutung intakter Land- und Süßwasserökosysteme soll in den Ausstellungen stärker thematisiert werden, z. B. in der Flusslandschaft Kameruns. Die Folgen der Wüstenausbreitung zeigt die Reisestation Niger.
Zur Erhaltung der Arten im Netzwerk des Zuchtbuchprogramms (ESB) der Europäischen Zoovereinigung beteiligt sich das Klimahaus an Zuchtversuchen des stark gefährdeten westafrikanischen Stumpfkrokodils. Daneben wird die Zucht weiterer gefährdeter Reptilienarten vorangetrieben (z.B. Pelomedusen-Schildkröte, Fidschi-Leguan, Pazifik-Baumboa und diverse mediterrane Arten).
Zum Schutz tropischer Urwälder kauft das Klimahaus nur Produkte ein, die kein Palmöl oder Palmöl aus nachhaltigem Anbau enthalten.

Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
Um die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, sind besonders die ärmsten Länder finanziell beim Aufbau ihrer Kapazitäten zu unterstützen.
Die Staaten sollen ihre Ressourcen verstärkt dafür einsetzen, ihre nationalen Kapazitäten zur Erhebung von Steuern zu verbessern. Im Sinne einer Finanzsicherheit für die Entwicklungsländer werden alle Geberländer ermahnt, ihre Verpflichtungen zur öffentlichen Entwicklungshilfe in Höhe von 0,7% des Bruttonationaleinkommens voll einzulösen.
Zur Förderung der globalen Technologie soll ein engmaschiger Transfer von Wissen und Technik erfolgen. Ziel ist, den Entwicklungsländern umweltverträgliche Technologien zu günstigen Konditionen anzubieten.
Weltweit soll ein multilaterales und gerechtes Handelssystem etabliert werden. Durch eine Vereinfachung der Regularien, wie z.B. der Zollfreiheit für arme Länder, sollen Marktzugang und Handel erleichtert werden und zu ihrer Entwicklung beitragen.
Die koordinierte Ausrichtung internationaler Politik auf eine nachhaltige Entwicklung hat das Ziel, die wirtschaftliche Stabilität global zu verbessern.




Was tut das Klimahaus?
Das Klimahaus kooperiert mit internationalen und nationalen Organisationen. Zum Beispiel gab es im Rahmen der Weltklimakonferenz 2017 (COP23) in Bonn eine
Zusammenarbeit mit dem UN Klimasekretariat. Im World Future Lab und auf Terminals im Haus sowie auf der Webseite informiert das Klimahaus zudem über die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen.
National wurde das Klimahaus 2017 mit dem B.A.U.M Nachhaltigkeitspreis für Institutionen ausgezeichnet. Zusätzlich existiert eine Kooperation mit RENN.nord, der regionalen Verbreitungsstellen des Rates für Nachhaltige Entwicklung.