Anna,
die uralte Akazie
An zwei Dingen mangelt es der Wüste Sahara nicht, und das sind Sand und Insekten. Dazu gehören Skorpione, Spinnen, Ameisen, Heuschrecken und Käfer.

Tom ist ein Schwarzkäfer. Alle Tiere und Pflanzen in der Wüste haben verschiedene Überlebensstrategien, um sich den harten Lebensbedingungen hier anzupassen. Hier gibt es kaum Wasser, tagsüber ist es so heiß wie im Backofen und nachts so kalt wie in einem Kühlschrank.

Tom, ein begabter Kunstturner, ist heute wieder besonders gut gelaunt. Er hat mit seiner Überlebensstrategie beim großen „Wettbewerb der Überlebenskünste“ mal wieder die Bestnote erhalten. Er kann sich nämlich auf den Kopf stellen und fängt mit seinem Panzer die Feuchtigkeit in der Luft auf, die vom Meer herüber geweht kommt. Diese
verflüssigt sich dann und läuft in seinen Mund. So trocknet er nie aus.
Mit stolzgeschwellter Brust läuft er an einer großen uralten Akazie vorbei. Plötzlich hört er ein leises Stöhnen. Irritiert bleibt er stehen.
„Hallo, ich bin Tom.“ sagt er vorsichtig.
„Hallo Tom, ich bin Anna, die Akazie“ seufzt der Baum.
„Ist mit dir alles in Ordnung?“
„Ach, weißt du, Tom, ich bin schon sehr, sehr alt und müde und die Zeiten werden immer härter. Meine Wurzeln muss ich mittlerweile schon fast 40 Meter durch die Erde strecken, um an das Grundwasser zu kommen, sonst würde ich verdursten.“
Das macht Tom nachdenklich. „War das denn mal anders?“ fragt er neugierig.

„Vor langer, langer Zeit war die Sahara grün. Hier haben viele Bäume und Pflanzen geblüht. Und es hat regelmäßig geregnet, so dass niemand Angst haben musste zu verdorren.“ schwärmt die alte Akazie.
„Tatsächlich“ staunt Tom, „und was ist dann passiert?“
„Dann hat sich die Wüste immer mehr ausgebreitet. Alles ist vertrocknet. Der Regen verdunstet fast sofort an der Oberfläche, weil es so heiß ist. Und der Boden ist so trocken und hart, dass er kaum Wasser aufnehmen kann. Mittlerweile bin ich ganz allein hier“ sagt die Akazie traurig.
„Hm“, dass die Sahara mal grün war, kann Tom sich gar nicht vorstellen. „Warum ist sie denn bloß vertrocknet?“ fragt er.

„Das hat viele verschiedene Gründe. Es gibt ganz natürliche Ursachen wie sehr lange Zeiten ohne Regen, in denen der Boden stark austrocknet. Durch die Menschen ist es allerdings noch schlimmer geworden.“
„Die Menschen?“ ruft Tom. „Was haben die denn damit zu tun?“
„Die Menschen halten sich Tiere, die die Pflanzen wegfressen. Und sie brauchen sehr viel Wasser für ihre Tiere und Felder. Deshalb entziehen sie dem Boden wertvolles Grundwasser. Und wenn sie ihre Felder falsch bewässern, kann der Boden sogar versalzen. Dann können dort keine Pflanzen mehr nachwachsen. Das nennt man Desertifikation.“ erklärt ihm Anna.
„Aber das ist ja furchtbar! Was kann man denn bloß tun, gegen diese Deserfiti…?“ stottert Tom.
„Desertifikation“, hilft ihm Anna. „Einige Menschen pflanzen Bäume und beschützen sie bis sie groß genug sind. Denn Pflanzen sind sehr wichtig für die Wüste. Sie sorgen für ein feuchteres Klima. Das Grundwasser, das sie mit ihren Wurzeln aufnehmen verdunstet über ihre Blätter wieder. Außerdem schützen sie den Boden und spenden kleineren Tieren und Pflanzen Schatten.“
Tom seufzt erleichtert auf: „Ach, liebe Anna, sei doch nicht mehr traurig. Wenn die Menschen weiterhin viele Bäume pflanzen, bist du bestimmt bald nicht mehr allein und die Wüste wird wieder grüner werden.“
„Du hast Recht, Tom, noch gibt es Hoffnung.“ Lächelnd schaut Anna dem kleinen Schwarzkäfer hinterher, wie er voller Zuversicht weiter durch die Wüste zieht.